Fliegen – sie sind überall!

Bei der Durchsicht meiner Makrofotos aus dem letztem Sommer habe ich festgestellt, dass da verdammt viele kleine Fliegen dabei sind.

Daher nutze ich die Chance, euch einen kleinen Einblick in die Welt der Fliegen zu geben und die fotografierten Arten mit euch genauer zu betrachten.

1. Schwebfliege

Späte Frühlingsschwebfliege Meliscaeva cinctella auf Doldenblüter [Bildnachweis: Anna Joppich]

Das erste Foto zeigt keinen ungewöhnlichen Fund: Das ist eine Schwebfliege.
Die habt ihr auch alle schon mal gesehen. Genauer gesagt ist es die späte Frühlingsschwebfliege. (Wobei ich mich so ein bisschen frage, warum sie dann nicht Sommerschwebfliege heißt).

Was ich an den Tieren spannend fand, ist, dass die Larven räuberisch leben. Das Muttertier legt die Eier auf Blattläuse. Das bedeutet, diese Schwebfliege ist nicht nur hübsch anzusehen, sondern hat einen positiven Effekt in eurem Garten: Es frisst euch die Blattläuse weg.

Schwebfliegen sind bekannt für ihre Mimikry. Die Tiere sind oft schwarz gelb gestreift und imitieren damit andere Hautflügler wie Wespen und Bienen. Dabei ist die Fliege selbst absolut harmlos.
Das nennt man dann bates’che Mimikry: ein Tier, das selbst harmlos ist, imitiert die Warnfarben eines wehrhaften Tieres. Schwebfliegen machen sich also die Wehrhaftigkeit eines anderen Tieres zunutze, ohne selbst den Aufwand zu betreiben, Gift und Stachel zu produzieren.

2. Wollschweber

Wollschweber, vermtl Bombylius major [Bildnachweis: Anna Joppich]

Weiter zur nächsten Fliege. Bei diesem Tier war mir nicht bewusst, dass es sich um eine Fliege handelt. Ich wusste nur: es ist keine Hummel, auch wenn es oft dafür gehalten wird.

Da geht es um den Wollschweber.
Wollschweber sind rund und pelzig und werden deswegen gerne für eine Hummel gehalten. Die Tiere beherrschen, genau wie die Schwebfliege, den Schwirrflug. Das heißt sie können in der Luft stehen bleiben, Wollschweber stehen bei der Nahrungsaufnahme auch gerne direkt vor der Blüte und erinnern damit entfernt(!) an einen Kolibri.

Das gilt aber nur für die adulten Tiere, denn die Larven ernähren sich parasitär. Dabei werden unterschiedliche Insekten befallen von Bienen über Heuschrecken bis hin zu Schmetterlings Raupen. Das hängt ganz von der Wollschweber-Art ab.

3. Goldfliege

Goldfliege Lucilia sericata [Bildnachweis: Anna Joppich]

Das nächste Foto aus der Sammlung zeigt eine klassische Fliege: die Goldfliege.
Wenn man Goldfliege googelt findet man sehr schnell Schädlingsbekämpfungsmaßnahmen. Wer mich kennt, der weiß, dass ich damit wenig anfangen kann.
Stattdessen habe ich recherchiert, wie die Tiere ihre metallische Farbe erzeigen. Wunderhübsch.
Dabei habe ich herausgefunden, dass es kein Farbstoff ist. Die Tiere sind nahezu farblos und die Oberflächenstruktur des Chitinpanzers bricht das Licht dergestalt, dass es die Oberfläche metallisch erscheint. Das hat man zum Beispiel auch bei Schmetterlingen wie dem Morpho Butterfly (Morpho didius). Dieser Schmetterling ist sehr schillernd blau, wobei die Schuppen auf seinen Flügeln das Licht entsprechend brechen.
Die meisten Insekten, die dir metallisch erscheinen, brechen das also lediglich Licht an der Oberfläche ihres Körpers. Und das ist doch viel zu schön, um draufzuhauen, weil es vielleicht eventuell deine Vorräte befallen könnte, oder?

4. Buckeltanzfliege

Buckeltanzfliege mit Beute [Bildnachweis: Anna Joppich]

Ich merke, wir fliegen geradezu durch die Fliegen (Badum tusch), kommen wir zum nächsten Exemplar. Dieses Foto hat in mir die Frage ausgelöst „Was ist das und was tut es da?“

Dank meiner Bestimmungs-App auf dem Handy hatte ich relativ schnell die Gattung „Hypos“ herausgefunden. Das habe ich dann wiederum bei Google eingegeben und kam bei Buckeltanzfliegen raus.

Die Tiere sind klein, sehr klein, zwischen 0,7 und 5,5 Millimeter groß. Ich hätte dieses Tier glatt übersehen, wenn ich nicht für eine Stunde in einer Wiese gesessen und dabei alles abgelichtet hätte, was mir vor die Linse hüpfte.
Buckeltanzfliegen sind winzig kleine Raubfliegen, die noch kleinere Insekten erbeuten und diese mit den Hinterbeinen (dem allerletzten Beinpaar) festhalten und fressen.

Dabei sehen sie sehr ulkig aus. Schade, dass mein Foto an der entscheidenden Stelle nicht ganz scharf geworden ist. Aber hier ist ein Video zu sehen von einer Buckeltanzfliege bei der Nahrungsaufnahme zu sehen.

Diese Fliege ist wieder ein wunderbares Beispiel für die Makrowelt um uns herum, die uns viel zu oft entgeht.

5. Gemeiner Strauchdieb

Gemeiner Strauchdieb Neoitamus cf. cyanurus [Bildnachweis: Anna Joppich]

Das nächste Tier ist ebenfalls eine Raubfliege, allerdings deutlich größer als die Letzte: der gemeine Strauchdieb.
Diese Tiere konnte ich im Urlaub bei der Jagd beobachten: Ich hatte ein Tierchen vor der Linse sitzen und auf einmal hob es ab, flog in die Höhe und fing einen Falter im Flug. Beide sind zusammen abgestürzt und die Fliege hat es sich schmecken lassen.

Die Beutetiere dieser Raubfliegenart sind oft größer als die Tiere selber. Sie fressen Fliegen, Schnaken, Zikaden, Maikäfer und eben auch Falter.

Das sind dann so Szenen, die der Grund sind, dass ich meine Urlaube immer und immer wieder in einer einsamen Waldhütte verbringe.

6. Schneckenfliege

Schneckenfliege, vermtl Limnia unguicornis [Bildnachweis: Anna Joppich]

Die letzte Fliege für heute ist wieder winzig: Es geht um die Schneckenliege.
Auf dem Foto, das ihr hier seht, sitzt sie auf einem Grashalm – Das Tier erreicht eine Länge von 5 bis 7 Millimetern.
Schneckenfliege heißen sie, weil die Fliegenlarven Schnecken befallen. Das liegt irgendwie nahe, ich dachte aber zuerst, die Bezeichnung habe etwas mit dem Auge oder der Färbung der Fliege zu tun.

Durch ihre Vorliebe in Sachen Larvenfutter wird die Schneckenfliege anscheinend für die Schädlingsbekämpfung gezüchtet, wobei ich hierzu unterschiedliche Angaben gefunden haben. Die einen sprachen von experimentellen Versuchen, ob man die Tiere brauchen kann, und andere Quellen stellten das als gegeben hin. Ist unsicher, ob das so tatsächlich genutzt wird oder nicht.

Take-away

Das war jetzt kurz und knackig.
Take-away: Nehmt euch die Zeit, eure Umgebung genauer zu betrachten.
Es gibt so viele faszinierende Lebewesen & Lebensarten um uns herum, die wir viel zu oft übersehen und die vielleicht auch im Artenschutz viel zu oft übersehen werden.
Geht mit offenen Augen durch die Welt und setzt euch vor allen Dingen mit offenen Augen in eine Wiese. Kleiner Tipp dazu: Mückenspray benutzen und setzt euch nicht in eine Brennnessel – Das tut weh.

Bis dahin, Tüdelü!


Meine Quellen

Bilder: alles meins – Anna Joppich

1. Schwebfliege
https://de.wikipedia.org/wiki/Sp%C3%A4te_Fr%C3%BChlingsschwebfliege

2. Wollschweber
https://de.wikipedia.org/wiki/Wollschweber

3. Goldfliege
https://www.spektrum.de/magazin/lebendige-juwelen/1405253
https://hallespektrum.de/nachrichten/bildung/schon-gewusst-insekten-auch-bunt-ohne-farbe/337648/

4. Buckeltanzfliege
https://de.wikipedia.org/wiki/Buckeltanzfliegen
https://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Hybos_culiciformis_-_2014-09-05.webm

5. Gemeiner Strauchdieb
https://de.wikipedia.org/wiki/Gemeiner_Strauchdieb

6. Schneckenfliege
https://www.naturspaziergang.de/Zweifluegler/Coremacera_marginata.htm
http://www.insektenbox.de/zweifl/limung.htm
https://en.wikipedia.org/wiki/Limnia_unguicornis

Anna

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert