Wildbienenhilfe für Anfänger





Heute geht es um Blumenwiesen und Nest Hilfen für Bienen, Tipps und Tricks für Anfänger. Was tun, was nicht tun und wofür du dein Geld am besten nicht ausgibst.
Direkt vorweg: Im Artenschutz geht es nicht um die Honigbiene. Die Honigbiene ist ein Nutztier und sich Honigbienen in den Garten zu stellen, hat nichts mit heimischen Bienenschutz zu tun.

Wir alle kennen die Insektenhotels aus dem Discounter oder Baumarkt. Die enthalten oft Rindenstücke, Tannenzapfen, ein paar Löcher und sonstiges. Beworben werden diese Insekten Hotels gerne mit Slogans wie „Rettet die Bienen“ oder „Gib den Bienen ein Zuhause“.

Kurz zur Begrifflichkeit „Insektenhotels“: Es gibt einige Entomologen, die das ablehnen, da es sich hier nicht um ein Hotel handelt, wo die Tiere eben für mehrere Nächte einziehen, sondern um eine Nisthilfe.Ich werde trotzdem das dem Begriff Bienenhotel nutzen, einfach weil er gebräuchlich ist.

Negativbeispiel!

In Deutschland gibt es an die 600 Arten von Wildbienen. Viele davon sind solitär, bilden also keine Staaten. Eine Ausnahme hiervon bilden die Hummeln. Von den Solitär lebenden Bienen nisten einige in Hohlräumen wie Mauer, Ritzen, Käfer, Bohrlöchern, Pflanzen, Stängel, andere in Mark haltigen Pflanzen, Stängeln.

Der größte Anteil unserer solitär lebenden Bienen nistet im Boden. Also in Sand, Lehm oder in anderen Substraten. Jetzt stellt euch mal wieder das zu Beginn beschriebene Bienenhotel vor. Wo findet hier welche Biiene eine Nistsstelle? Die Antwort ist: kaum eine.
Und die die hier nisten bevorzugen die Löcher im Holz. Im restlichen Hotel werden sich vermutlich Ohrenkneifer ansiedeln, wenn überhaupt etwas einzieht.

Das ist nicht unbedingt schlecht, aber für Ohrenkneifer kann man auch billiger Unterschlupf bieten. Bei mir auf dem Balkon fühlen sie sich recht wohl unter einem Blumenkübel.

Die geläufigen Bienenhotels sind also nur für hohlraumnistende Bienenarten interessant. Und wir haben eben gelernt, dass das die Minderheit der heimischen Bienen ist.

Außerdem gibt es auch unter den hohlraumnistenden Arten Spezialisierungen auf unterschiedliche Lochdurchmesser.
Die Arten, die hier am wenigsten wählerisch sind, das sind die Mauerbienen. Sie nehmen eine Vielzahl von Lochdurchmessern an und sind daher in den gekauften Bienenhotels die häufigen Gäste. Diese Arten sind aber auch generell sehr häufig, weil sie eben kaum wählerisch sind, sowohl was die Nistplätze angeht, als auch das Futter betreffend.

Die schönste Nisthilfe bringt nichts ohne das richtige Futterangebot, aber dazu kommen wir später noch.
Erst möchte ich noch etwas zu den Lochdurchmessern sagen. Der Durchmesser der Bohrlöcher sollte 3 bis 8 Millimeter betragen, um möglichst viele Arten anzusprechen. Solche Bohrlöcher sind nicht nur für Bienen interessant, sondern beispielsweise auch für solitäre Wespen.
Ein kleiner Funfact am Rande: Die meisten hohlraumnistenden Arten gehen ursprünglich auf Käferbohrlöcher. Das heißt auf die Löcher im Holz, die die Käferlarve hinterlässt, nachdem der Käfer geschlüpft ist.
Und deshalb kann es auch schon helfen, ein bisschen Totholz im Garten zu lagern, um dann die Käfer anzulocken, die ihre Bohrlöcher hinterlassen, die dann wiederum die Bienen anlocken.

Es gibt jedoch, wie ich sagte, nicht nur Hohlraumnister, sondern auch solche, die markhaltige Pflanzenstängel bevorzugen.
Der Unterschied zu den vielleicht hohlen Pflanzenstängel im Hotel, das ist die Ausrichtung. Markhaltige Pflanzenstängel sind in der Natur senkrecht ausgerichtet, da sie ja meistens aus der Erde gewachsen sind.

Okay, das war jetzt alles ein bisschen viel und vor allem ein bisschen viel durcheinander.

Konkrete Tipps zu Nisthilfen

  • Erstens: Nisthilfen selber bauen und dabei eine Vielzahl an Durchmessern anbieten. Hierfür eignen sich ins Holz gebohrte Löcher oder aber hohle Pflanzenstängel.
  • Zweitens: Markhaltige Stängel senkrecht anbieten. Dafür lässt du entweder dein Garten unaufgeräumt – heißt du lässt tote Pflanzen stehen und das nicht nur über den Winter, sondern auch bis in den nächsten Sommer hinein – oder du bietest beispielsweise Brombeerstängel an einem Zaunpfahl gebunden an.
  • Drittens: den Bodenbrütern entsprechende Flächen anbieten. Das kann ein Beet, eine Sandfläche, Fugen zwischen Gehwegplatten oder ein etwas unregelmäßiger Rasen sein. Allerdings gibt es auch hier so viele unterschiedliche Arten und so viele Spezialisierungen, dass eine genaue Anleitung hier den Rahmen sprengen würde.
  • Und viertens: Futter anbieten. Das schauen wir uns jetzt genauer.

Genau wie bei den Bienenhotels, so gibt es auch Samenmischungen für angebliche Insektenwiesen wie Sand am Meer in Discountern und Baumärkten zu kaufen. Oft gibt es sogar Samen Mischung als Gratis-Beigaben von Firmen, die ihr Image ein bisschen aufpolieren möchten.

Das Problem hierbei: Oft sind in diesen Mischungen nicht genug heimische Pflanzen enthalten. Denn genau wie bei den Nistplätze gibt es auch bei der Nahrungssuche Bienen, die extrem wählerisch sind. Während unsere häufigsten Arten sich mit beinahe jedem Nektar Angebot zufrieden geben, sind andere auf eine bestimmte Pflanze oder eine bestimmte Pflanzengattung spezialisiert.
Oft sind das leider Pflanzen, die von vielen Menschen als Unkraut gesehen werden.

Jetzt kommt da diese Mischung aus dem Discounter um die Ecke mit Kornblumen und Ringelblumen und da gucken die Spezialisten leider in die Röhre.
Hinzu kommt noch, dass in diesen Samenmischung oft auch Arten enthalten sind, die nicht mal von unserem Kontinent stammen und eine Ausbringung von gebietsfremden Arten ist nie super.

Insektenwiesen: was pflanzt man denn jetzt?

Die Antwort ist simpel und zugleich kompliziert: Das, was naturgemäß bei dir wachsen würde.

Es gibt einen Anbieter von Samenmischungen, der auf seiner Webseite sogar so weit geht, Deutschland in Ursprungsgebiete einzuteilen. Da wird dann nicht nur darauf geachtet, ob die Pflanzen ursprünglich aus Europa oder aus Deutschland kommen, sondern Deutschland wird zusätzlich in mehrere Regionen unterteilt.

Ich spreche hier von Rieger Hofmann, den Link findet ihr unten. (nicht gesponsert).

Der Haken an der Nummer: Dieser Anbieter ist auf die Industrie spezialisiert. Deshalb bietet er die Samen nur in sehr großen Mengen an.

Also, ihr seht selbst: das Thema Bienenschutz ist und bleibt eine Wissenschaft für sich.
Ich sage auch gar nicht, dass jeder es von Anfang an perfekt machen muss.
Wenn dein Beitrag zum Bienenschutz darin besteht, einen Blumenkübel aufzustellen und dich an Erd- und Ackerhummeln zu erfreuen: Sehr gut!

Und wenn du irgendwann die Motivation hast, das auszubauen und ich werde einzulesen: noch besser.

Fuchsig werde ich nur, wenn große Firmen -die die Kapazitäten und das Budget hätten, es besser zu wissen und zu machen – irgendeinen Schrott raushauen und sich dann zurücklehnen.

Ich hoffe, ihr wisst es jetzt besser als auf so ein Greenwashing hereinzufallen. Zum Schluss möchte ich noch mal sagen, dass das hier keine umfassende Anleitung sein kann und will. Es ist lediglich als Einstieg und als Denkanstoß gedacht. Wenn euch das Thema tiefgehender interessiert, findet ihr unten nicht nur meine Quellen, sondern auch weiterführende Links.


Quellen und weiterführende Links:
folgende Aufnahme: https://www1.wdr.de/mediathek/audio/wdr5/quarks/index.html
Folge vom 19.07. „Artenschutz – schützen wir die falschen?“

https://www.rieger-hofmann.de/alles-ueber-rieger-hofmann/qualitaet/regionenkarte.html
https://wildbienen.info/bluetenbesuch/oligolektische_arten_nach_pflanzenfamilien.php
https://wildbienen.info/artenschutz/nisthilfen_am_haus.php
https://wildbienen.info/artenschutz/nahrungsangebot_03.php
https://www.nabu.de/tiere-und-pflanzen/insekten-und-spinnen/hautfluegler/bienen/index.html

Bilder:
https://unsplash.com/de/fotos/yxXpjF-RrnA
https://unsplash.com/de/fotos/DJCP_L51DaA
https://unsplash.com/de/fotos/UqJsmLA52Qc

Anna

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