Dies ist ein Transkript der Episode 44 des Krabbeltier Talks. Hier gehts zur Folge.
Warum geraten Ameisen überhaupt aneinander? Diese kleinen Insekten leben oft in großen Kolonien, die viel Platz und Nahrung brauchen. Wenn mehrere Kolonien in einem Gebiet leben, kommt es oft zu Konkurrenz um Ressourcen. Das führt zu Auseinandersetzungen, in denen Ameisen beeindruckende Taktiken zeigen, um das Überleben ihrer Kolonie zu sichern und ihr Territorium zu behaupten.
Massenaufgebot und spezialisierte „Einheiten“
In einem Ameisenkonflikt kann die Anzahl entscheidend sein. Manche Ameisenkolonien schicken Tausende Arbeiterinnen, die feindliche Nester überrennen und deren Ressourcen sichern. Zusätzlich gibt es spezialisierte „Kriegerinnen“ – wie Soldaten, die oft größer und besser geschützt sind und für die Verteidigung und Angriff ausgebildet. In diesen Kämpfen zeigt sich die unglaubliche Arbeitsteilung innerhalb der Ameisenkolonien.
Wanderameisen (Dorylus): Die spektakulären Raubzüge der eigentlichen Treiberameisen sind auf wenige Arten der Untergattung Anomma beschränkt, die alle im tropischen Afrika leben. Diese Untergattung ist für ihre „Armeeangriffe“ bekannt. Sie bewegen sich in riesigen Kolonnen von Tausenden und überrollen andere Kolonien oder Beutetiere einfach durch ihre schiere Masse. Dieses Massenaufgebot macht sie zu effektiven Räubern, die schnell und effektiv Nahrung sichern.
Hierbei gibt es ober- und unterirdisch jagende Arten, wobei über letzter deutlich weniger bekannt ist. Die oberirdisch jagenden Arten lassen sich netürlich besser beobachten.
Auf ihren Raubzügen laufen die vordersten Tiere ein Stück voraus, lassen sich dann aber zurückfallen, so dass ständig neue Tiere die Front bilden, Die Marschsäule spaltet sich nach gewisser Zeit in parallel laufende Kolonnen auf, die sich bei der Jagd bei den oberirdisch jagenden Arten nach und nach zu einer breiten Front auffächern, die einen oder zwei Meter tief ist. Alle Marschsäulen sind durch zurücklaufende Tiere ständig mit dem Nest verbunden. Die vorderen Tiere jagen ihre Beutetiere, die zumindest bei den oberirdisch jagenden Arten nahezu alles, von kleinen Milben und Springschwänzen bis hin zu Schlangen und Eidechsen, umfasst. Auch viel größere Beutetiere werden durch synchronen Angriff zahlreicher Arbeiterinnen überwältigt, nur sehr wenige Arten sind durch spezielle Schutzmechanismen sicher. Die Beutetiere werden anschließend entweder an Ort und Stelle zerlegt oder im Ganzen zum Nest transportiert.
Schutz und Offensive bei Blattschneiderameisen (Atta): Diese Ameisen sind beeindruckend organisiert. Die Atta bilden neben den afrikanischen Dorylus die größten bekannten Insektenkolonien mit bis zu 5 Millionen Mitgliedern. Die 5 Millionen Koloniemitglieder gliedern sich in bis zu 20 Kasten, von denen jede eine eigene Aufgabe hat: Arbeiterinnen und Soldatinnen übernehmen unterschiedliche Aufgaben. Soldatinnen sind deutlich größer als Arbeiterinnen. Während Arbeiterinnen Blätter schneiden und transportieren, stehen die größeren Soldaten bereit, um die Kolonie zu verteidigen und potenzielle Eindringlinge abzuwehren. Bei einem Angriff durch fremde Kolonien kann es auch dazu kommen, dass die Blattschneiderameisen Eingänge zum Nest versiegeln, um ein Eindringen zu verhindern.
Spezialisten in Strategie und Verteidigung – Weberameisen (Oecophylla): Die Weberameisen setzen ihre außergewöhnliche Teamarbeit in der Verteidigung ein. Sie bauen ihre Nester aus Blättern und verknüpfen diese geschickt mit Seide. Dabei kann sich dieses Nest über diverse Blattkonstrukte und mehrere Bäume erstrecken. Ihre Gebiete verteidigen sie wie eine Festung. In Konflikten greifen sie dann als Gruppe an und überwältigen den Feind durch koordinierte Angriffe. Diese Ameisenart setzt auf ein starkes, chemisches Arsenal. Die Weberameisen sprühen ein brennendes Gift auf Gegner, das wie eine Art Säure wirkt. Dieser Angriff ist oft genug, um einen Kontrahenten in die Flucht zu schlagen.
Lazarette: Die Ameisenart Megaponera analis ist bekannt für ihr außergewöhnliches Verhalten, verletzte Artgenossen nach Kämpfen zu behandeln. Nach einem Termitenangriff transportieren die gesunden Ameisen verwundete Kameraden zurück ins Nest, wo diese gepflegt werden. Dort werden diese versorgt, etwa durch intensives Lecken der Wunden, was Infektionen vorbeugen könnte. Forscher der Uni Würzburg analysierten aufgetragenen Substanzen und fanden über hundert chemische Komponenten und 41 Proteine. Von etwa der Hälfte können sie bereits nachweisen, dass sie antimikrobielle Qualitäten besitzen.
Besonders auffällig ist, dass die Ameisen mit schweren Verletzungen durch Bewegungen signalisieren , dass sie getragen werden müssen, während leicht Verwundete selbst laufen. Diese Fürsorge erhöht die Überlebenschancen der Kolonie und sorgt dafür, dass auch verletzte, aber kampffähige Individuen im Kollektiv erhalten bleiben.
Explosive Angriffe bei der Gattung Colobopsis: Die Stöpselkopfameise (Colopsis) – ist in der Lage, dieses giftige Sekret abzusondern. Dieses wird dadurch freigesetzt, dass sich die Ameisen so stark zusammenpressen, dass die Wand ihres Hinterleibs aufreißt und dieser durch den Druck „explodiert“. Die klebrige gelbe Flüssigkeit dient dazu, Feinde zu vertreiben oder aus der Entfernung sogar zu töten. Es wird auch in territorialen Auseinandersetzungen zwischen verschiedenen Ameisenkolonien eingesetzt.
Blockaden: Pheodile obtusospinosa – Baut Bunker. Auch hier gibt es verschiedene Formen der Arbeiterinnen. Die Soldaten haben sehr eckig Köpfe und blockieren mit ihren eckigen damit den Eingang zum Nest, damit Wanderameisen nicht eindringen können. Diese Kop-Entwicklung ist tatsächlich hauptsächlich bei Arten entstanden, die häufig mit Wanderameisen zu tun bekommen.
„Superkolonien“
Linepithema humile – kleine unscheinbare Art, setzt auf Masse. Mehrere Königinnen im Nest, dadurch wachsen die Kolonien rasant. Es spalten sich regelmäßig Königinnen mit Arbeiterinnen ab, um neue Kolonien zu gründen. Durch diese Abspaltung kann es in ihrem Ursprungshabitat in Agrentinien vorkommen, dass Tochterkolonien die Mutterkolonie angreifen und mit ihnen in Konflikt treten. Die genetische Vielfalt unter den einzelnen, abgespaltenen Kolonien ist zu groß, dadurch erkennen sie sich nicht als ihresgleichen.
Jetzt hat der Mensch aber das getan, was er nunmal so tut und hat einzelne Königinnen auf dem Planeten verteilt. Da hier nur wenige Königinnen gewandert sind, ist die genetische Vielfalt unter den so entstehenden Kolonien geschrumpft. Und das wiederum hat zur Folge, dass die Mutter- und Tochterkolonien sich erkennen und nicht bekämpfen. Die Superkolonien waren geboren. Heute gibt es Kolonien dieser Ameise auf jedem Kontinent.
Super spannende Entwicklung, aber natürlich wie jede verschleppte Art schlecht für das Ökosysteme in die sie eingeschleppt wurde.
Quellen:
https://entomologytoday.org/2024/07/19/ant-battles-strategies-tactics-toxic-sprays-armor-overwhelming-numbers-more/
https://de.wikipedia.org/wiki/Dorylus
https://de.wikipedia.org/wiki/Atta_(Gattung)
https://de.wikipedia.org/wiki/Weberameisen
https://en.wikipedia.org/wiki/Megaponera
https://de.wikipedia.org/wiki/Colobopsis_explodens
https://www.uni-wuerzburg.de/aktuelles/pressemitteilungen/single/news/die-medizin-der-ameisen/
https://www.dw.com/de/dickk%C3%B6pfige-super-soldaten-im-ameisenreich/a-15648720
Kurzgesagt Videos
https://www.youtube.com/watch?v=7xm21hsJ65c
https://www.youtube.com/watch?v=eEgOXuJsaT0
https://www.youtube.com/watch?v=2K4h6O3uTiM